Ich habe den Artikel aufmerksam gelesen und er scheint mir ziemlich oberflächlich zu sein. Ich finde es erstaunlich, dass 20 Jahre Forschung zu so banalen Aussagen führen. Die Gefühle sind „von der Evolution mitgegeben“, Menschen entscheiden „aus dem Bauch“ und Spock, der ja als Vulkanier keine Gefühle hat, „hätte eine schwere Zeit“ auf der Erde…

Kein Wort darüber, was Gefühle eigentlich sind, aber natürlich auch kein Wort, was Verstand eigentlich ist, obwohl das Thema dieses Forschers die „Anatomie der Ratio“ ist. Alles bleibt an der Oberfläche.

Aber immerhin schenkt man den Gefühlen wieder Beachtung, obwohl es äusserst lächerlich ist, sie mit Kernspintographen u.ä. erfassen zu wollen. Andererseits wird geschrieben, dass “ nicht nur Angst und Vorsicht, sondern viele Gefühle uns durch den Alltag wie Schutzengel begleiten“, was der tatsächlichen Rolle der Gefühle schon näher kommt. Sie sind so etwas wie der 6. Sinn, ein unfehlbares Messinstrument, das die Ereignisse, die man wählt, ohne wenn und aber sofort und unmittelbar anzeigt.

Dass Gefühle täuschen können, liegt an der Rationalisierung der Gefühle, die sofort nach der Wahrnehmung des Gefühls einsetzt. Das Gefühl wird je nach den Prämissen des jeweiligen Menschen interpretiert und in die vorhandenen „Schubladen“ gesteckt. Die direkte Information, die das Gefühl vermittelt, geht auf diese Weise verloren.

Gefühle sind ein „mentales Werkzeug“, das die Bewegung des Bewusstseins anzeigt, d.h., das, was man „tief innen“ wirklich tut, nicht das, was man tun möchte. Sie zeigen die Richtung an, in die man geht oder die Wahl, die man trifft. Dabei gibt es ein einfaches Unterscheidungsmittel: Gute Gefühle = gefällt mir, schlechte Gefühle = gefällt mir nicht. Diese grobe Unterscheidung kann verfeinert werden, in dem man ein Gefühl verfolgt und versucht, es mit Hilfe von Assoziationen und Impressionen zu deuten, ganz ähnlich, wie man einen Traum deuten würde. Auf diese Weise gewinnt man Einblick in das „Unbewusste“, das gar nicht so unbewusst ist. Es ist eher eine Frage der Aufmerksamkeit.

Es geht nicht darum, zwischen Verstand oder Gefühl zu wählen, denn beide sind sehr nützliche „mental tools“, sondern es geht darum beide Mittel aufmerksam und effektiv zu nutzen. Allerdings würde ich bei Entscheidungen immer dem ersten Gefühl aufmerksam lauschen, denn das zeigt deutlich an, welche Entscheidung für mich im Augenblick die Richtige ist.

VögelAlso doch: Geh, wohin dein Herz dich trägt!

 

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